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REICH UND SCHÖN MÜSSEN LEIDER DRAUSSEN BLEIBEN 27. September - 24. November 2007
(Gruppenausstellung)


AUSSTELLUNGSKONZEPT

DIE KÜNSTLERINNEN:
- Christiane Frey (DE): Video
- Christl Mudrak (DE): Monumentalmalerei
- Gerald Zahn (AT): Video und Objekte
- Julien Clauss (FR): Sound-Installation
- Lynn Pook (FR): Audio-Taktile-Installation
- Mathias Kutt (DE): Fotografie
- Morten Dysgaard (DK): Film
- Nika Radić (HR): Skulptur
- Nils Olav Boe (NO) Fotografie
- Pawel Jaszczuk (PL): Fotografie
- Robert Mathy (AT): Video
- Roberta Lima (BR): Performance-Video und Foto


Die Eröffnungsausstellung Reich und Schön müssen leider draußen bleiben ist eine programmatische Gruppenausstellung, die FIELD und sein Ausstellungs- und Vermittlungskonzept vorstellt und den Startschuss liefert, um den kuratierten Projektraum innerhalb des Kunstbetriebes mit seiner besonderen Programmatik zu verorten.
Der Titel Reich und Schön müssen leider draußen bleiben ist eine ironische Anspielung auf die derzeitige Praxis auf dem Kunstmarkt und steht im inhaltlichen Zusammenhang mit den gezeigten Arbeiten. Der thematische Fokus des kuratierten Projektraumes Menschlicher Körper wird von zwölf internationalen KünstlerInnen in verschiedenen Medien der Bildenden Kunst verhandelt. Darüber hinaus gibt es bereits zur Eröffnungsausstellung, wie zu jeder weiteren Ausstellung von FIELD, ein thematisch korrespondierendes umfangreiches Rahmenprogramm bestehend aus einem interdisziplinären Diskurslaboratorium, Film- und Performanceabenden, einer Lesung und einem praktischen Workshop.

Die ausstellenden KünstlerInnen zeichnen sich durch einen progressiven Umgang mit ihrem jeweiligen Medium aus, dessen Grenzen sie nicht selten überschreiten und beschäftigen sich auf ganz unterschiedliche Weise mit dem menschlichen Körper. Ihre Arbeiten haben konzeptionellen und dialogischen Charakter, überschreiten kognitive und sensuelle Wahrnehmungsgrenzen und bewegen sich an Spannungs- und Schnittstellen zwischen Kunst und unterschiedlichen anderen geistes- und naturwissenschaftlichen Disziplinen.


- Die junge Videokünstlerin und Studentin der Universität der Künste, Berlin Christiane Frey setzt sich in ihren Arbeiten mit der Suche nach Identität und dem diese Suche begleitenden Austarieren des gleichzeitigen Wunsches nach Individualität einerseits und Gruppenzugehörigkeit und Verortung andererseits auseinander. In ihrer Videoperformance Puppenstubenzeit (2003) verkörpert die Künstlerin gleichzeitig die Moderatorin einer Teleshopping-Sendung und das Produkt, das diese anpreist: ein Porzellanpüppchen, wobei sie die Strukturen der Populärmedien adaptiert und ihre stereotypenbildenden Mechanismen und Machtstrukturen, sowie die Reproduktion von Geschlechterrollen- und rassistischen Klischees durch das Mittel der Übertreibung enttarnt.

- Christl Mudrak stellt mit ihrer raumgreifenden Monumentalmalerei sinnliche Wahrnehmungs- kapazitäten auf die Probe, ankommende Reize fürs Auge überschreiten das übliche Maß des Ertragbaren. Die Beschäftigung mit der Frage, wie gesamtkörperliche Ausnahmezustände ausgelöst durch visuelle Reize hervorgerufen werden können und welche emotionale Wirkung dadurch erzielt wird, ist steter Antrieb ihrer Arbeiten. In ihrer Arbeit For Higher Power (2007) verfolgt sie weiter ihre Passion für die Gestaltung und Vereinnahmung ganzer Räume. Sie nutzt die Kraft monotoner fluoreszierender Farbe auf organischen Papierstrukturen und evoziert auf diese Weise Orientierungslosigkeit im Raum.

Christl Mudrak war Meisterschülerin von Katharina Grosse an der Kunsthochschule Weißensee, Berlin und studiert zur Zeit am Goldsmith College, London. Darüber hinaus war sie 2002 DAAD-Stipendiatin an der Muchina Akademia in St. Petersburg und seit diesem Jahr ist sie Dozentin an der ETH, Zürich (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich).

- Der Wiener mixed media Künstler und Filmemacher Gerald Zahn beschäftigt sich in seiner Arbeit mit Phänomenen der Alltagskultur und zwischenmenschlichen Ritualen. Dabei hinterfragt er mit einem Augenzwinkern gesellschaftliche Konventionen, Moralvorstellungen und eingefahrene Verhaltensmuster. In der Videoarbeit Hairy Monsters (2007) und dem aus 81 Buttons bestehenden Tableau Frequently Asked Questions (2007) widmet sich der Künstler verstörend, humorvoll, abstoßend und vertraut zugleich dem Schönheitsideal der haarfreien Schambereiche.
Der Button, als populäres und kollektives Zeichen für eine Gruppenzugehörigkeit wird hier zu einem intimen und individuellen Unikat.

Gerald Zahns Arbeiten wurden mehrmals auf der Diagonale (Festival des Österreichischen Films) in Graz, auf der Ars Electronica (2004) und auch auf anderen internationalen Festivals gezeigt. Im Juli diesen Jahres hatte er eine Artist in Residence bei der Association of Icelandic Visual Artists (SIM) in Reykjavík.

- „Mit meiner Arbeit möchte ich den Betrachter der üblichen visuellen Wahrnehmung völlig entziehen und ihn selbst zum Klangkörper werden lassen.“, beschreibt Lynn Pook ihre Audio-Taktilen-Installationen. Weniger als interaktiv als vielmehr „interpassiv“ versteht sie ihre Arbeiten, da diese die Rezipienten nicht zur Aktion herausfordern, sondern sie im Gegenteil zu einer ruhigen Aufmerksamkeit für die Vorgänge im eigenen Körper einladen. Die Installation À fleur de peau (2003) ist eine zehnminütige 16-Spur Komposition, in welcher der Rezipient in eine ganzkörperliche Tast- und Klangerfahrung geführt wird. Für den Rezipienten entsteht der Eindruck, dass die verschiedenen Klänge, und die durch sie entstehenden Vibrationen, am Körper entlang wandern.

Lynn Pooks Installationen wurden bereits in Deutschland u.a. im ZKM Karlsruhe (2003), auf der Transmediale in Berlin (2004), auf dem Festival Bonntanzt, Bundeskunsthalle, Bonn (2004) und den Tanztagen Berlin (2006) und dem Festival Sonambiente, Berlin (2006) gezeigt. International wurde Lynn Pook u.a. vom Festival EXIT in MAC Créteil (FR), der WRO -11th International Media Art Biennale, Wroclaw (PL) eingeladen und in der Leonard and Bina Ellen Gallery, Montréal (CA) ausgestellt.

- Der junge Fotograf Mathias Kutt, der kürzlich sein Studium am Lette-Verein in Berlin abgeschlossen hat, tariert in seinen Arbeiten die Grenze zwischen Wirklichkeit und Inszenierung aus. Dabei enttarnt er die Fotografie als ambivalentes Medium, welches zum einen dokumentarischen Anspruch erhebt und suggeriert, ein Abbild realer Tatsachen zu liefern, zum anderen jedoch durch die Selektion des Dargestellten ein Konstrukt von Realität schafft. Mathias Kutt zeichnet sich in seiner Formensprache durch den gekonnten Gebrauch werbeüblicher Techniken, wie z.B. dem Einsatz von stimmungsvollem, künstlichem Licht sowie der Nachbearbeitung am Computer aus. Er benutzt diese Ästhetik, um gängigen Klischeevorstellungen von gesellschaftlicher Elite und ihrem Lebensmodell eine fotografische Entsprechung zu verleihen. In Heures de Loisirs II (2007) inszeniert Mathias Kutt zwei junge, frisch verliebte Paare beim Picknick auf dem Lande. Er bedient das Klischee einer heilen Welt elitärer Kreise, die in vordergründlicher Konformität und großbürgerlicher Dekadenz unbeschwert ihr Leben beschreiten.

- Die Filmarbeiten von Morten Dysgaard erforschen die kulturelle Identität und ihre mehrschichtigen Repräsentationssysteme. Durch das stetige Hinterfragen der individuellen Identitätskonstrukte seiner Protagonisten rückt er den Betrachter in die Position, Antworten zu suchen, indem eigene Werte, Perspektiven und kulturelle Bedingtheiten untersucht werden. In Dysgaards neuestem Film The presence of another door (2007) zeigt sich das Spannungsfeld zwischen kultureller Identität, nationalen Stereotypen und globalem Leben.

Morten Dysgaard hat seinen Master of Fine Arts (MFA) an der Royal Danish Academy of Fine Arts in Kopenhagen absolviert und wurde bereits international in verschiedenen Festivals sowie in Galerien und Museen ausgestellt, so z.B. im Overgaden, Kopenhagen, Dänemark (2003), in der Malmö Konsthall, Malmö, Schweden (2004), im Kunstforeningen Gl. Strand, Dänemark (2006) und bei The Lab, San Francisco, USA (2007). Morten Dysgaard hat bereits zahlreiche Stipendien erhalten, viermalig davon vom Danish Arts Council und war dieses Jahr mit einem Beitrag für Dänemark auf der 10. Istanbul Biennial - Nightcomers project" (2007).

- Roberta Lima macht ihren Körper zum Ort des Experiments. Sie hinterfragt mit ihren radikalen Aktionen die körperliche Norm und Disziplinierung innerhalb der gesellschaftlichen Konventionen. Das Mittel der Bodymodification verwendet sie aber nicht zum Zweck reiner Sensation, sondern sieht darin für sich einen Weg, gesellschaftliche psychische wie physische Reglementierung maximal distanzlos zu erfahren. Die Arbeit The Rings (2005) ist die Dokumentation einer Performance, die dem Betrachter in zwei Bildquellen präsentiert wird. Das Video zeigt die Reaktionen während der Performance und die körperliche Bewältigung in der Nahaufnahme der Augen der Künstlerin und das gerahmte Foto, hält das Ergebnis der Performance fest, das die Künstlerin in devoter Haltung mit entgegen gestreckten, gepiercten und korsettartig aneinander gebundenen Armen zeigt.

Roberta Lima hat in Österreich bereits u.a. in der Galerie Gabriele Senn, Wien (2003) und bei Krinzinger Projekte, Wien (2005) ausgestellt, sowie international u.a. in der Galerie der Österreichischen Botschaft in Berlin (2007) und im Kogart House, Budapest (HU) (2007).

Die Auseinandersetzung mit der japanischen Tradition und Kultur steht im Fokus der dokumentarischen Arbeiten des polnischen Fotografen Pawel Jaszczuk, der seit 2004 in Tokio lebt und arbeitet. Er benutzt sein geschultes Auge, um Bilder zu sondieren, die faszinieren, tief greifen und verfällt dabei nicht in gängige Klischees und Stereotypen. Seine Ästhetik und der formale Aufbau sind inspiriert von der klassischen europäischen Dokumentarfotografie, die in der Momentaufnahme die Essenz des Gezeigten einfängt. In der Serie Sumo (2004) wohnte der Künstler als stiller Beobachter einem morgendlichen Training von Sumo Kämpfern bei und überliefert den Betrachtern sensible und ungewöhnliche Einblicke in die älteste spirituelle Kampftechnik Japans.

Pawel Jaszczuk hat als Fotograf für Louis Vuitton, Austrian Airlines, Sony Music u.a. gearbeitet und hat jetzt bei FIELD seine erste Ausstellung im Kunstkontext.

- In seinen Klangraum-Installationen arbeitet Julien Clauss mit der Materialität von Klangfeldern und der räumlichen Dimension von Klängen. Er benutzt die Töne als Hilfsmittel, um eine Beziehung zwischen dem physischen Körper der Zuhörer und dem Raum herzustellen und somit multiple Wahrnehmungserfahrungen zu produzieren. In Retour à la surface (2006) versucht er Töne auf einer Fläche zu verorten und dadurch ein Klangtableau zu erzeugen, welches ihm als Leinwand für das Zeichnen von Klangvariationen dient.

Julien Clauss hat u.a. an der Ausstellung Plasticiens du Web (mit b-l-u-s-c-r-e-e-n), Centre Pompidou, Paris (2004) und der Meisterschülerausstellung Le Fresnoy (mit O. Perriquet) (2005) teilgenommen, sowie im Musée d'art moderne de Lille (FR) ausgestellt und nahm Fêtes des lumières (2006), Lyon (FR) teil.

- In der Serie Simulacrum (2007) von Nils Olav Bøe werden zwei Zentimeter große Modellfiguren (wie sie normalerweise für Architekturmodelle, oder für künstliche Landschaften von Modelleisenbahnen verwendet werden) auf menschliche Größe aufgeblasen und zu Szenen arrangiert, die typische Situationen des städtischen Lebens darstellen. Die Unvollkommenheit dieser winzigen derangierten Figuren, mit ihren Unebenheiten und verrutschten Bemalungen ist deutlich zu sehen. Sie wirken wie die Mittler aus einer anderen, der irdischen jedoch sehr nahen Welt.
Sie erinnern an die menschlichen Unvollkommenheiten und enthüllen zugleich das misslungene Streben nach dem perfekten Äußeren und einer Puppen-Idylle. Die verstörenden Szenen, deren Akteure sie sind, haben Filmstill-Charakter und könnten aus Filmen von David Lynch stammen.

Nils Olav Bøe hatte u.a. Einzelausstellungen im Haugar Vestfold artmuseum, Tønsberg (NO) (1998), im Vigeland-Museet, Oslo (2004-05) und im Anders Svor Museum, Horningdal, (NO) (2006). Bei internationalen Gruppenausstellungen war er bereits in verschiedenen Museen u.a. im Uppsala Kunstmuseum, Schweden (2002), dem Museu Arte Moderna, Rio de Janeiro, (BR) (2003) , der Galerie Schloss Mondsee, Salzburg, (AUT) (2005), sowie der St.Petersburg, Central exhibition Hall, Russia (2006) und in der Art League, Houston, USA (2007) vertreten.

- Nika Radic:„To claim that art and language are similar to eachother is nothing new. Both phenomena are forms of communication and, in order to function, require knowledge of some rules.“ Die kroatische Künstlerin Nika Radic untersucht menschliche Kommunikationsmechanismen, deren Inhalte und Wirkungsweisen. Indem sie Sprache nicht nur auf einer wörtlichen, sondern gleichzeitig auf einer körperlichen Ebene betrachtet, wirft sie die Frage nach universellen Kommunikationsmustern auf. For Cocteau (2006) besteht aus verschiedenen Aluminiumabgüssen ihres Unterarmes, wobei die Hände vermeintlich eindeutige Gesten machen, die auf kulturellen Regeln beruhen und interkulturell unterschiedlich gelesen werden.

Im Jahr 2000 hatte Nika Radic sowohl im Kunsthaus Essen und im Museum Klovecevi Dvori, Zagreb (HR) eine Einzelausstellung und nahm 2005 am Video Festival BO2 (zusammen mit Eija-Liisa Ahtila, Doug Aitken, Brian Doyle, Dominique Gonzalez-Foerster, Jan de Bruin u.a.) in Toulouse (FR) und in diesem Jahr mit einer großen Arbeit im öffentlichen Raum am Festival der Regionen in Österreich teil.

- Robert Mathy ist ein junger Videokünstler aus Wien. In seiner jüngsten Videoarbeit Vibration (2007) verwendet er das Sendematerial vom ORF eines Skiabfahrtslaufs in einer sehr eigenen Art. Er legt die Abfahrtsläufe aller Skirennläufer übereinander, die immer gleichen Kameraeinstellungen zeigen bewegen sich die Körper der Skifahrer nahezu synchron den Berg hinunter, und lösen sich in ihrer Masse auf. Das Geräusch der Skier auf dem Schnee und die Kommentare Moderatoren, verschwimmen in der Überlagerung zu einem monotonen Rauschen.

Robert Mathy, der wie einige der bei FIELD ausgestellten KünstlerInnen zum ersten Mal in Deutschland ausstellt, hat jedoch in seiner Heimat Österreich bereits 1999 den 2. Platz beim Steirischen Film- und Videopreis belegt, 2003 am Diagonale (Festival des Österreichischen Films) teilgenommen und an renommierten Ausstellungsorten wie dem MAK (Museum für angewandte Kunst, Wien) (2007) ausgestellt. Seit diesem Jahr studiert er an der Universität für angewandte Kunst, Wien.

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